Viola Zänker
Beruflich startete ich 1999 als Bürokauffrau in einer Planungsgesellschaft im Fernstraßenbau. Meine zweite Wahl wäre Tischlerin gewesen. Doch ich glaube, ich kann mir alles Handwerkliche selbst beibringen, wenn ich es brauche und wie ich es brauche. Außerdem wollte ich dringend lernen, wie man einen großen Laden nebst Finanzen zusammenhält. Während der Ausbildung ging ich am meisten darin auf, die Ingenieursleistungen rund um den Autobahnbau zu verstehen und die kilometerlangen Baurechnungen zu überprüfen und im IT-System SAP meine ersten eigenen Systemanpassungen zu programmieren.
Der nächste Schritt ergab sich also von selbst. Ich studierte ab 2001 Wirtschaftsingenieurwesen – eine Mischung aus Ladenführen und Ingenieurwissenschaft. Außerdem verliebte ich mich darin, bodenständige Produktion, Prozesse und Schnittstellen zum System im Außen zu verstehen und zu verbessern. Ich wollte Technik selbst in die Hände nehmen, sorgte für passende Praktika und übernahm ein Projekt in der Universität Budapest (Ungarn), in dem ich eine Demonstrationsfertigung in einem SAP-ähnlichen System aufbaute. Schließlich wurde ich Prozess- und Projektmanagerin für ein Unternehmen, das Schlüssel und Schlösser herstellt - zunächst als studentische Hilfskraft, dann als Diplomandin und letztlich in Vollzeit angestellt. Immer ging es darum, das Fertigungssystem aus technischer, wirtschaftlicher und auch Stakeholder-Sicht zu verstehen und zu entwickeln.
Doch ich hungerte nach höherem Verstehen, nach Kreativität und konnte nicht verbergen, dass ich mit Vielem nicht einverstanden bin. Außerdem fühlte ich unmissverständlich, dass ich für meine 2-jährige Tochter den Weg für Integrität und etwas Wichtigeres als Geldverdienen weitergehen muss. Mein erster Plan, Mathematik und Kunst zu kombinieren, führte mich 2008 – im Jahr der Geburt meines 2. Kindes - in das phänomenale und intensive Mathematik- und Physik-Studium an der Freien Universität, das für mich zu einer Quelle der Erkenntnis wurde und meine Mission begründete. Ich spezialisierte mich auf den Berufsschwerpunkt Lehramt, mit dem festen Vorhaben Schule zu verändern, die geschlechtsgebundene Wahrnehmung zum eigenen Wirken in Wirtschaft und Technik und erst recht in der Physik zu gender-neutralisieren und Erkenntnis zum Besseren einzusetzen. Nach der Geburt meines 3. Kindes 2011 begannen wir im Team das Schülerinnenprojekt „MINToring Physik und Informatik“ inhaltlich aufzubauen und in den Uni-Betrieb zu integrieren. Ich durfte über die Telekom-Stiftung das Deutsche Lehrer:innen-Forum mitgestalten und für die Deutsche Physikalische Gesellschaft den Standort Berlin für das Netzwerk-Projekt ‚Physik für Flüchtlinge‘ voranbringen. Schließlich integrierte und unterrichtete ich 2017 „Glück“ in einer Regelschule.
Und dann… fühlte ich mich in einer Sackgasse. Ich ließ alle meine Ambitionen fahren und arbeitete 2018 in einer Psychotherapeutischen Praxis als Büroassistenz und Konflikt-Beraterin sowie in einem Flammkuchenrestaurant. Doch bald kam der Impuls auf, Bildungsprojekte außerhalb der Schule voran zu bringen. Also ließ ich mich 2019 für verschiedene Managementthemen zertifizieren und schloss mich den Projekten ‚Design Thinking für die Schule‘ und ‚WeQ – more than IQ‘ an, um neue systemische Lösungen in Schulen bzw. Zukunftskompetenzen auf die Welt zu bringen und damit den gesellschaftlichen Wandel anzutreiben. Außerdem hatte ich bereits 2019 begonnen, Workshops zu verschiedenen Managementthemen, Projektmethoden und Teambuilding zu geben. Mit Einsetzen der Coronarestriktionen 2020 übernahm ich in Vollzeit Aufträge als Online-Dozentin für Klassisches Projektmanagement.
Und jetzt beginnt 2023 mit On Purpose. Spannend.