Mehrgenerationenhäuser go digital!

Wenn Begegnungsorte schließen müssen, öffnen sich die Türen für digitale Chancen

Aufregender hätte mein Placement-Wechsel zur nebenan.de Stiftung wohl kaum sein können. Anfang April 2020 — alles dreht sich um Corona, die Welt scheint still zu stehen — und für mich, wie auch für die meisten anderen On Purpose Associates, heißt es „Onboarding im Home Office“. Von Zuhause aus starte ich in die Welt der nebenan.de Stiftung, die sich für lebendige Nachbarschaften und die Förderung und Stärkung nachbarschaftlich-gesellschaftlichen Engagements stark macht. Ein wichtiges Thema, das jetzt in der Krise mehr Bedeutung hat als je zuvor!

Und während ich also meine neuen Kolleginnen und Kollegen erst mal nur über Videoanrufe kennenlernen kann, stehen auch die rund 540 Mehrgenerationenhäuser (MGH) in Deutschland vor einer großen Herausforderung.

“Mehrgenerationenhäuser sind Begegnungsorte, an denen das Miteinander der Generationen aktiv gelebt wird.”

Mehr Generationen Haus

Bedingt durch die Corona-Pandemie müssen die Nachbarschaftshäuser, in denen sonst z.B. Erzählcafés, Beratungsstunden für Familien oder Sportkurse für Senior*innen angeboten werden, ihre Türen schließen. Die direkten Begegnungen, die das MGH-Leben eigentlich ausmachen und auf die viele ihrer Besucher*innen angewiesen sind, können vorerst nicht mehr stattfinden. Ein großes Problem, denn gerade in dieser schwierigen Zeit benötigen so viele der vor allem älteren Personen doch besondere Unterstützung.

Nachbarschaftshilfe auf Distanz — Plötzlich digital

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), welches die MGHs im Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus seit 2017 fördert, handelt schnell. Innerhalb weniger Tage entsteht das „MGH-Corona-Kooperationsprojekt“ gemeinsam mit Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN), dem BMFSFJ-Innovationsbüro, der nebenan.de Stiftung und nebenan.de, um die wichtigen Netzwerke und Aufgaben der MGHs unter den erschwerten Bedingungen aufrechterhalten zu können. Das Projekt startet nur wenige Tage nach meinem ersten Arbeitstag bei der Stiftung — und schwups bin ich als Projektleiterin mittendrin statt nur dabei! Unser gemeinsamer Auftrag lautet: Die 540 Mehrgenerationenhäuser und ihre durchschnittlich je 80 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zu befähigen, ihre Besucher*innen durch Corona-konforme Angebote, vor allem auf neuen digitalen Wegen erreichen zu können.

Während für unsere Generation Tools wie Zoom, Slack und Teams wie selbstverständlich zum Arbeitsalltag gehören, sind viele der Personen im MGH-Umfeld nicht mal online und auch einige der Mitarbeitenden müssen zunächst mit internetfähigen Endgeräten ausgestattet werden.

3–2–1 — WEBINAR!

Wir brainstormen, telefonieren und recherchieren bis uns die Köpfe rauchen — und dann geht alles ganz schnell! Während die anderen beiden Kooperationspartner mit ihren Angeboten die MGH bei den ersten Schritten zur Digitalisierung begleiten, werden wir die MGH-Mitarbeitenden mit Ideen zu digitaler und analoger „Nachbarschaftshilfe auf Distanz“ versorgen. Innerhalb kürzester Zeit entstehen in unserem Projektteam Ideen wie Telefon- und Videosprechstunden und werden den MGH kostenlose Premium-Profile auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de zur Verfügung gestellt. Außerdem konzipieren wir eine speziell auf die Bedürfnisse der MGH-Mitarbeiter*innen ausgerichtete Webinar-Reihe. In Rekordgeschwindigkeit entwickle ich mich zur Expertin für Webinare und allem was dazugehört. Ich recherchiere nach Webinar-Tools, wir finden spannende und thematisch passende Gastreferent*innen für die Webinare und in Abstimmung mit unserem Projektförderer BMFSFJ stellen wir einen Terminplan bis zum Ende des Jahres auf. Dank toller Kooperationspartner*innen können wir all das innerhalb von wenigen Wochen wuppen. Und noch bevor das Projekt einen Monat alt ist, halten und moderieren wir am 30.04. unser erstes eigenes Webinar mit über 100 Teilnehmenden und unser Terminplan mit elf weiteren spannenden Webinarterminen steht. Yes!

Emotionale Achterbahnfahrt — Steile Lernkurve und ein riesen Motivationsschub

Mehr Generationen Haus 2

Es ist zeitweise stressig, es gibt so viel zu bedenken und ich muss mich in vieles neu einfinden. Was mich dabei besonders motiviert: ich weiß, wofür ich es tue! Meine Arbeit macht Sinn und unterstützt viele Menschen dabei, ihre wertvollen Angebote zur Stärkung des Miteinanders und gegen die Vereinsamung weiter ausführen zu können. Wir helfen mit, die Mehrgenerationenhäuser zu digitalisieren, wovon sie, auch über die Krise hinaus, nachhaltig profitieren werden. Von meinen Chefs bekomme ich ab dem ersten Moment Verantwortung übertragen — in mich und meine Fähigkeiten wird vertraut. Das motiviert mich, gibt mir Energie und ich stecke voller Tatendrang! Weiter geht’s, es bleibt spannend — MGH go digital!

Mehr Informationen

Das On Purpose Associate-Programm

Mehrgenerationenhäuser online

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Hier geht es zum BMFSFJ

Über die Autorin

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Johanna Sattler, On Purpose Berlin Associate

Johanna war seit ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau beim Daimler Konzern angestellt. Parallel zu ihrer ersten Tätigkeit in der Debitorenbuchhaltung hat sie im Abendstudium ihren Betriebswirt an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) in Mannheim absolviert. Im Anschluss wechselte sie konzernintern in das Internationale Key Account Management von Daimler Buses, wo sie für das Sales Reporting, Markt- und Kundenanalysen und die Unterstützung der europäischen Tochtergesellschaften im Ausschreibungsgeschäft zuständig war. In dieser Tätigkeit hat sie als fachliche Projektleiterin zudem die Entwicklung und Implementierung eines Management Dashboards unterstützt. Innerlich hat sie sich während dieser Zeit jedoch immer weiter von der Anstellung in einem Großkonzern der Automobilbranche entfernt. Während Sie sich privat vielfältig ehrenamtlich engagierte — ob in der Flüchtlingshilfe, als Mentorin bei der Kinderhelden gGmbH, als Initiatorin der Clean Up-Gruppe Clean your #mannheimat, oder im Kerweverein ihres Heimatdorfes — beruflich fehlte es ihr an dieser Sinnhaftigkeit und Begeisterung, die ihr diese nebenberuflichen Engagements gaben. Spätestens während ihrer fünfmonatigen Auszeit, die sie in Südamerika verbrachte und dort ebenfalls einige Volunteereinsätze absolvierte, kam sie dann zu der endgültigen Entscheidung, dass es für sie bei Daimler aktuell keine Zukunft mehr gibt. Auch beruflich wollte sie endlich einen positiven Unterschied machen und stieß auf ihrer Suche nach Alternativen auf das Associate Programm von On Purpose, das sie sofort begeistert: berufliche und persönliche Weiterentwicklung in einem sozial und ökologisch nachhaltigen Umfeld — Volltreffer! Sie freut sich darauf, in diesem Jahr das Sozialunternehmertum und inspirierende Menschen kennen zu lernen und ihre Fähigkeiten und Kenntnisse für Ideen einzusetzen, die unsere Welt ein wenig besser machen — „Be the change you want to see in the world!“