Placements, People, Personal Development - mein On Purpose Erfahrungsbericht
Seit neun Monaten bin ich nun On Purpose Associate und Teil des Oktober 2019 Jahrgangs. Als ich im April 2019 den Weg zur Homepage von On Purpose fand, kribbelte es plötzlich munter in meinem Bauch:
- Coaching
- Wöchentliche Trainings
- Die Möglichkeit, sich gleich in zwei Sozialunternehmen ausprobieren und beweisen zu können
- Dabei von Mentor*innen unterstützt zu werden
- Und immer die Gemeinschaft des Teams, der Jahrgänge aus Berlin, Paris und London sowie aller Fellows im Rücken zu spüren…
„Das ist es!“, wusste ich damals sofort. In meinem bisherigen Job fühlte ich gleichzeitig den operativen Stress der immer wiederkehrenden, wöchentlichen Aufgaben — gleichzeitig aber auch eine große Leere: Einerseits war eine Weiterentwicklung nicht wirklich möglich, andererseits kam ich nicht umhin, mir immer wieder die Frage zu stellen:
Arbeite ich letztendlich für die Shareholder dieser Firma? Wer profitiert, in Geldwerten gesehen, tatsächlich von meiner Arbeitsleistung?
Der Wunsch nach Veränderung war riesig — und hier bin ich nun!
Heute geht es darum, welche Erfahrungen ich innerhalb des On Purpose Programms gemacht habe — bezogen auf die Menschen, Placements und meine persönliche Weiterentwicklung.
Placements
1. Halt: avesco Financial Services AG
Die avesco AG ist ein Finanzdienstleistungsunternehmen, das sich seit einigen Jahren in der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit befindet. Und das sowohl in Hinblick auf die angebotenen Dienstleistungen und Produkte als auch innerhalb des Unternehmens an sich: Klimaneutralität, Nachhaltigkeitsbericht und engagierte Kolleg*innen, die den Status Quo immer wieder infrage stellen.
Projekte
Bei avesco habe ich
- an der Marketingstrategie gearbeitet,
- das Tagesgeschäft im Marketing begleitet (dazu zählten u.a. das Verfassen von Blogbeiträgen, Pressemitteilungen und die Kontaktpflege zu Geschäftspartner*innen für gemeinsame Projekte),
- Kommunikationsstrategie und -materialien für ein neuartiges Fondsprodukt mit erarbeitet,
- den Anstoß für eine PR-Strategie gegeben und
- das IMPACT-Magazin auf seinem Weg begleitet.
Welche (Soft-)Skills ich dementsprechend ausgebaut habe?
- Stakeholder Management
- Projektmanagement
- Kommunikationsstärke
- Wissen rund um Finanzen und die nachhaltige Finanzindustrie
Was war herausfordernd?
Bei der Fülle an Aufgaben den Überblick zu behalten und die Prioritäten nicht nur für mich, sondern auch gemeinsam mit Kolleg*innen oder Partnerfirmen festzulegen. Außerdem habe ich zwar privat am Thema „Finanzielle Unabhängigkeit“ Interesse, viel Wissen über die Finanzindustrie konnte ich allerdings nicht vorweisen. Thematisch musste ich mich also auf etwas völlig Neues einlassen und wurde dabei positiv überrascht, wie spannend der Sektor nachhaltiger Finanzmöglichkeiten ist.
Meine größte Erkenntnis
Start Up-Atmosphäre, Bean Bags und Kickertische sagen noch lange nichts darüber aus, wie offen ein Unternehmen wirklich für Veränderungen ist — das hatte mir die Vergangenheit gezeigt. avesco als kleines Unternehmen mit seiner eher traditionelleren Außenwirkung hat mich hier wahnsinnig überrascht: Neue Ideen können mit allen schnell besprochen und entschieden werden (so habe ich z.B. Slack als Kommunikationstool eingeführt), die Hierarchien sind flach und die Menschen dort wirklich bestrebt, nachhaltigen Wandel in einer zugegebenermaßen eher konservativen Branche voranzutreiben.
2. Halt: Stephanus Stiftung
Die Stephanus Stiftung ist Mitglied in der Diakonie Deutschland und ein über 100 Jahre altes gemeinnütziges Unternehmen mit christlichen Grundwerten. Hier werden so ziemlich alle sozialen Dienstleistungen erbracht: Altenpflege, die Unterstützung von Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen, Kinder- und Familienarbeit und vieles, vieles mehr.
Projekt
Innerhalb der Stiftung, mit ihren 4.000 Mitarbeitenden, gibt es immer wieder innovative Produkt- und Dienstleistungsideen. Die engagierten Mitarbeiter*innen setzen sich oftmals sofort an die Umsetzung, was Fragen aufwirft, wie bspw.:
- Macht jemand anderes innerhalb der Stiftung schon etwas Vergleichbares
- Wie sieht es am Markt aus? Könnte unsere Idee bestehen?
- Wie geht man so eine Produktentwicklung bestenfalls an?
Genau das sind die Fragen, die ich in meinem zweiten Placement betrachten und beantworten soll.
Welche (Soft-)skills ich dementsprechend ausbaue:
- Moderation
- Qualitative Forschungsmethoden
- Management von Produktentwicklungen
Was war herausfordernd?
Corona! Die Stiftung und alle Geschäftsbereiche sowie die Strukturen eines so traditionsreichen Unternehmens erfassen zu können, während vieles aufgrund der Pandemie „lahmgelegt“ war, stellte sich als äußerst schwierig heraus. Wie kann eine Lösung erdacht werden, die für alle passt, wenn es schwierig ist, in den direkten Kontakt zu treten? Nach verschiedenen Recherchen und dem Deep Dive ins Thema „Produktentwicklung“ möchte ich diesen Punkt nun endlich in Angriff nehmen.
Meine größte Erkenntnis
Wie man so schön sagt: „Culture eats strategy for breakfast“. Nach meiner umfangreichen Einarbeitung in das Thema der Produktentwicklung und der idealen Idee, wie diese innerhalb der Stiftung umgesetzt werden könnte, muss sich diese dem Realitätscheck stellen. Daher folgen nun Interviews mit der eigentlichen Zielgruppe meiner Arbeit: den Einrichtungsleiter*innen.
Meine Zeit bei Stephanus betrachte ich darüber hinaus als interessanten Ausflug in die Welt der Stiftungen und wie man es als großes Unternehmen schaffen kann, Labs, Hubs etc. in traditionell gewachsene Strukturen einzugliedern.
People
Während des On Purpose Jahres begegnen mir immer wieder inspirierende Menschen, die meinen Alltag als Associate ungemein bereichern. Eine kleine Kostprobe?
- Mein Jahrgang besteht aus Meinungsforschungsexpert*innen, eine der Mitbegründer*innen von Brand New Bundestag, erfahrenen Projektmanager*innen, einem Mediator, Vertriebskünstler*innen, kreativen Design- und Marketingköpfen und Meditations- sowie Yogaspezialist*innen.
Gibt es ein Problem, das wir nicht lösen können? I doubt it!
- Genauso divers und engagiert sind jeweils die vorherigen und nachfolgenden Jahrgänge, mit denen wir regelmäßigen Austausch haben.
- Das Kernteam von On Purpose ist für mich eine Mischung aus empathischer und liebevoller Familie und fachlicher Expertise, die die richtigen Fragen an der richtigen (vielleicht auch mal schmerzenden Stelle) platziert, um mich fachlich und persönlich immer wieder ins Wachstum zu bringen.
- Wir nutzen Slack und haben damit die Möglichkeit, jedes erdenkliche Problem innerhalb unserer Gemeinschaft — zu der auch alle Fellows des Programms zählen — zu stellen und zu lösen.
Und damit nicht genug…
In jedem Placement steht ein*e persönliche*r Mentor*in an meiner Seite. Als ich im ersten Placement mit meiner Mentorin Gesa (Mitgründerin von C.R.I.C.) feststellte, dass ich im Marketingbereich wenig Input benötige, dafür kaum etwas über nachhaltige Finanzen weiß, switchte sie sofort um und bot mir an, unsere Zeit dann mit kleinen Schulungen über genau dieses Thema zu verbringen. Außerdem hat mich Gesa im Sektor vernetzt und mich auch zu entsprechenden Stammtischen eingeladen, was für mich unglaublich bereichernd war.
Während meiner Zeit bei Stephanus begleitet Markus meine Fortschritte. Zum Glück, denn der Mitgründer von Kiron ist ein wahrer Experte, wenn es um Strategie, Business Development und vor allem Produktentwicklungen geht. Hier profitiert meine Arbeit direkt von seinem Input und egal ob wichtige Präsentationen oder Workshops — Markus ist immer dabei.
Bei solchen Sparring-Partnern wird mir bewusst: Ich muss gar nicht alles können! Es ist eher wichtig offen für Neues zu sein und Menschen aktiv um Unterstützung zu bitten.
Personal Development
Neben der fachlichen Weiterentwicklung in den wöchentlichen Trainings begleitet mich während meines On Purpose-Jahres auch Sabine als professionelle Coachin. Die Themen des Coachings sind frei wählbar. Zu unserem ersten Treffen brachte ich die Ziele mit, die ich mir für mein On Purpose Jahr gesetzt hatte. Gemeinsam übersetzten wir diese in Coaching-Ziele. Und seitdem arbeiten wir an den Themen:
- Selbstzweifel
- Karriereplanung
- Blinde Flecken
- Innere Motivatoren
- Umgang mit schwierigen Situationen und Persönlichkeiten
- Und, und, und…
Während der vergangenen neun Monate musste ich so manches Gedankenkonstrukt überdenken, wenn nicht sogar einreißen (Associate-Kollegin Vicky hat hierüber einen Blogpost geschrieben, der mir ganz aus der Seele spricht).
Meine größte Erkenntnis: Es gibt nicht den einen Job für mich. Und das muss es auch nicht. Als vielseitig interessierter Mensch darf ich die Freiheit besitzen, mich verschiedenen Themen innerhalb meines Lebens widmen zu können. Ich habe Ernährungswissenschaften und Organic Business & Marketing studiert — das heißt aber noch lange nicht, dass ich für immer in diesen Bereichen tätig sein muss. Im Coaching wurde mir klar, dass meine eigentlichen Interessen (z.B. an Kommunikation und kreativen Dingen) meine Studien- und Berufswahl immer beeinflusst und geformt haben. Und dass ich diese Interessen auch in anderen Themenbereichen einsetzen und weiterentwickeln kann. Eine für mich wirklich quälende Frage hat somit ihre Antwort gefunden und ich meinen Frieden darüber.
Und nun?
Die traurige Tatsache: Mein On Purpose-Jahr neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Was bleibt sind der fachliche Input, die wertvollen Menschen, die ich kennenlernen durfte und vor allem die Tatsache: Es war zu 100% die richtige Entscheidung!
Mit all diesen Erkenntnissen begebe ich mich weiter hinein in mein Abenteuer Leben und suche mir nun also „das nächste Projekt“.
Und du? Insofern noch nicht geschehen, möchte ich dich ermutigen, den Schritt raus aus dem Arbeitsalltag und rein in ein unvergleichliches, sinnfokussiertes On Purpose-Jahr zu gehen. Du wirst es nicht bereuen!
Alles Gute für Deine Zukunft
Elisabeth
Über die Autorin
Elisabeth studierte Oecotrophologie in Fulda und den berufsbegleitenden Masterstudiengang „Organic Business and Marketing“ an der Austrian Marketing University. Nach Auslandserfahrungen in Paraguay und Neuseeland arbeitete sie mehr als 2 Jahre als Content Manager and Product Expert für HelloFresh in Berlin. Neben der engen Zusammenarbeit mit dem Produktteam war sie zuständig für kundenbezogene Printprodukte, erstellte Lieferantenportraits, war Ansprechpartner für alle ernährungswissenschaftlichen Fragestellungen und betreute den Unternehmensblog. Die Themen Nachhaltigkeit, Ernährung und Gerechtigkeit sind Inhalte ihrer liebsten Diskussionen. Der Wunsch ihre (Lebens-)Zeit sinnhaft zu nutzen und den gesellschaftlichen Wandel mit voranzutreiben war der ausschlaggebende Punkt, Teil der On Purpose Gemeinschaft zu werden.